Kaspersky startet Blockchain-Wahl-Plattform

Der russische Cybersicherheitsriese Kaspersky Lab meldet den Start einer Blockchain-Wahl-Plattform. Das umstrittene Online-Wahlverfahren basierend auf der Blockchaintechnologie sei das “Erste seiner Art” und würde Wahlvorgänge “revolutionieren”. (Bild: Kaspersky NEXT / kaspersky.de)

Die russische Internetsicherheitsfirma Kaspersky Lab meldet den Start eine Blockchain-basierenden Wahl-Plattform basierend auf ihrem Polys-Wahlgerät. Polys soll es den Menschen ermöglichen ihre Stimme bei Wahlen auf einer Online-Wahlplattform abzugeben, basierend auf der Arbeitsweise von Blockchains. Kaspersky Lab gibt zudem an, dass diese Entwicklung “den Einsatz der Plattform in öffentlichen und privaten Organisationen” ebnen könne. Die Sicherheit von Blockchain-basierenden Wahl-Plattformen ist jedoch weiter höchst umstritten. Zudem werden Bedenken laut, dass solcherlei Plattformen ungeahnte politische Auswirkungen haben könnten.

Kaspersky Lab sieht das anscheinend anders und bewirbt seine Entwicklung als “einzigartig” und “das Erste seiner Art ist, das Blockchaintechnologien einbezieht und neben dem Polys-Online-Wahlsystem arbeitet”.

Online wählen mit der Blockchaintechnologie

Abstimmungen per Papier seien zu kompliziert, findet der Leiter der Produktabteilung bei Polys, Roman Aleshkin. Dabei ginge es nicht nur darum, dass die Abstimmung per Papier und Wahlkabinen bzw. -urnen eine veraltete Methode sei, sondern auch um den organisatorischen Aufwand, gepaart mit der niedrigen Wahlbeteiligung junger Menschen.

“Wenn wir mit unseren Kunden sprechen, verstehen wir die Probleme und Unannehmlichkeiten, mit denen sie bei der Organisation von Abstimmungen auf Papier konfrontiert sind. Wie wir auf unserer Polys-Plattform sehen, kann die elektronische Stimmabgabe einige dieser Probleme lösen, indem sie mehr Möglichkeiten zur Fernteilnahme und sogar eine höhere Wahlbeteiligung für jüngere Menschen ermöglicht.”

Dabei vergisst Aleshkin nicht zu erwähnen, dass Wahllokale, wie wir sie bis heute kennen, nach wie vor ihre Daseinsberechtigung hätten. Ohne “physische Wahllokale” müssten “bestimmte Personengruppen” von einer Wahl ausgeschlossen werden. Eine zugegeben kontroverse Ansicht. Aleshkin verpasst es auch auf diese Aussage weiter einzugehen. Jedenfalls gelten Blockchain-basierenden Wahlverfahren unter Experten als umstritten. Zum Beispiel veröffentlichte ein Team der MIT-Forschungsgruppe eine Studie zu Voatz bzw. zu dessen Sicherheit. Dieses Wahlsystem, basierend auf der Blockchaintechnologie, wurde bei den amerikanischen Zwischenwahlen 2018 im Bundesstaat West Virginia eingesetzt.

“Wir stellen fest, dass Voatz Schwachstellen aufweist, die es verschiedenen Arten von Gegnern ermöglichen, die Stimme eines Benutzers zu verändern, oder zu stoppen, einschließlich eines Seitenkanalangriffs, bei dem ein völlig passiver Netzwerkgegner möglicherweise die geheime Abstimmung eines Benutzers wiederherstellen kann. Wir stellen außerdem fest, dass Voatz eine Reihe von Datenschutzproblemen hat, die sich aus der Nutzung von Diensten Dritter für wichtige App-Funktionen ergeben.”

Zudem gibt es Bedenken über die Möglichkeit zur Einmischung ausländischer Mächte bei Wahlen mithilfe solcherlei Systeme. Vor allem da Kaspersky Lab eine gewisse Nähe zum russischen Geheimdienst nachgesagt wird.

Kaspersky Blockchain Wahlen in der Kritik

Die Nähe zum russischen Geheimdienst war bereits 2017 eine Debatte im US-Senat wert. Damals fragte der republikanische Senator Marco Rubio insgesamt sechs Leiter diverser amerikanischer Justizbehörden, ob diese “die von Kaspersky herausgegebene Software zur Sicherung ihrer Netzwerke” verwenden würden. Die Frage wurde verneint und mit der möglichen Nähe von Kaspersky Lab zum Kreml begründet. Kaspersky Lab weist solcherlei Behauptungen zurück. Der Software-Entwickler Eugene Kaspersky, Gründer von Kaspersky Lab, ging sogar so weit zu behaupten, dass diese Vorwürfe “unbegründete Verschwörungstheorien” seien.

Kaspersky Lab weist stattdessen auf die Tatsache hin, dass das eigens entwickelte System durchaus getestet sei. Bei einer im Jahr 2018 stattgefunden parteiinternen Wahl der Vereinigten Demokratischen Partei Russlands (Jabloko) wurde auf “blockchaingesteuerte Wahllösungen” zurückgegriffen. Es wurde Polys genutzt. Jabloko selbst gilt dabei in Russland als eine der wenigen verbliebenen echten Oppositionsparteien.