Flüssiges Gold. Der Ölpreis an den Finanzmärkten zeichnete sich stets aus durch Volatilität, durch Wert, durch plötzliche Preiseinbrüche und als Alternative zu Gold. “Digitales Gold”, also Kryptowährungen und insbesondere der Bitcoin, haben viel mit dem Öl gemeinsam. Auch hier herrscht Volatilität, Wert und plötzliche Preiseinbrüche. Zudem sehen viele Kryptowährungen als Alternative zum Gold an. Beide Märkte spüren zudem die Auswirkungen der Coronakrise. Doch digitales Gold konnte sich einigermaßen stabilisieren, während das flüssige Gold nach wie vor, kurstechnisch, nachlässt. Was hat digitales Gold, was flüssiges Gold nicht hat?
Der Ölmarkt wird von einer Konstellation aus drei maßgeblichen Faktoren in einer Art Schraubzwinge gehalten. Das führt zu einer negativen Situation für den Kurs an den Börsen dieser Welt. Da wäre zunächst der intensive Wettbewerb. Mit den Ölquellen in Saudi-Arabien, den Vorkommen in Russland und der aufstrebenden Ölindustrie in den USA gibt es so viel Öl wie noch nie zuvor. Gleichzeitig kam der Ausbruch des Coronavirus hinzu, welcher einschneidende Maßnahmen zur Folge hat. Das soziale Leben wird auf in Minimum heruntergefahren und viele Betriebe müssen vorerst die Arbeit einstellen. Die Nachfrage nach Öl ist demnach niedrig. Und um die ohnehin schon unschöne Situation noch zu krönen, geht Saudi-Arabien mit Russland einen Preiskampf ums Öl ein. Anstatt die Ölförderungen zu drosseln, wird mehr Öl gefördert und das flüssige Gold verliert dadurch weiter an Wert.
Flüssiges Gold wird rein durch Geld gesteuert. Je mehr Geld vorhanden ist, desto mehr kann der Ölmarkt bewegt werden. Die Endlichkeit des Öls ist ein weiterer Faktor. Deswegen wird Öl gehortet von den Wirtschaftsmächten dieser Erde.
Den Ölpreis könnte es aber noch härter treffen. Die Förderung und Lagerung von Rohöl kostet Geld. An den Finanzmärkten kommt der Marktpreis von Öl, also der Preis, hinzu. Das schlechteste Szenario wäre, dass der Preis zur Förderung und Lagerung von Rohöl den Marktpreis übersteigt. Dann hätte Öl einen negativen Wert, da es schlicht mehr in der Förderung kostet, als es auf dem Markt wert ist. Dieses Szenario würden viele Förderer rein geschäftlich nicht überleben. Und selbst Saudi-Arabien könnte nur eine gewisse Zeit mit einem negativen Rohölwert überstehen. Zurzeit steht der Ölpreis an den Finanzmärkten bei rund 25 US-Dollar.
Der Bitcoin auf der anderen Seite ist eher rar. Die Nachfrage übersteigt das Angebot. Zudem ist Bitcoin kein endliches Gut, denn im Umlauf befindliche Bitcoins können wiederverwendet werden und die Funktionsweisen der Blockchain lassen immer neue Bitcoins entstehen. Während die Rohölreserven dieser Erde irgendwann zu Ende sein werden, wird digitales Gold womöglich noch immer existieren. Eine weitere Gemeinsamkeit von Bitcoin und Öl ist das Horten von Massen. Der maßgebliche Unterschied ist aber, dass die Lagerung von Öl riesige Flächen braucht, während eine (theoretisch) unbegrenzte Menge an Bitcoin in einer digitalen Brieftasche (einem sog. Krypto-Wallet) gelagert werden kann. Digitales Gold braucht auch keine Förderanlagen und Pipelines, sondern lediglich die Blockchain, Krypto-Mining und den Datenfluss ermöglicht durch das Internet.
Kryptowährungen sind zudem eine “neue” Erscheinung an den Finanzmärkten. Der Wert des digitalen Gold ist noch nicht endgültig ermittelt und wird maßgeblich dadurch beeinflusst werden, wie die Regulatoren der einzelnen Staaten die Kryptowährungen a) einstufen und b) regulieren wollen.
Im Vergleich zum flüssigen Gold steht digitales Gold bei einem Wert von 1 Bitcoin = 5.820 US-Dollar. Ein einziger Bitcoin! Für den aktuellen Preis von Öl bekämen wir gegenwärtig gerade mal 0.004125 Bitcoin. Das echte Gold steht im Vergleich bei “nur” 1.492 US-Dollar. Auch dafür gäbe es noch keinen ganzen Bitcoin. Noch interessanter ist aber, dass sich der Kurs des Währungspaares Bitcoin-US-Dollar (BTC/USD) nach einem Sturz auf unter 4.000 US-Dollar (bedingt durch die Coronakrise an den Finanzmärkten) wieder erholen konnte, während Öl nach wie vor unter Druck steht. Digitales Gold überholt somit flüssiges Gold und gilt umso mehr als echte Alternative zum echten Gold.
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